Forschung

In unserer Forschung zur Wahrnehmungspsychologie untersuchen wir, wie Menschen Reize aus verschiedenen Sinnesmodalitäten zu einer kohärenten multisensorischen Wahrnehmung integrieren. Beispielsweise integrieren Menschen gehörte Sprache und gesehene Lippenbewegungen, und können dadurch gesprochene Sprache besser verstehen. Um solche multisensorischen Reize zu integrieren, müssen Menschen allerdings die richtige Ursache (also z.B. die/den SprecherIn) der Reize erschließen. Diese multisensorischen kausalen Inferenzen sind ein Schwerpunkt unserer Forschung. Insbesondere untersuchen wir wie das Gehirn kausale Schlussfolgerungen im Sehen, Hören und Riechen zieht und welchen Einfluss darauf Aufmerksamkeitsprozesse haben.

Neben psychophysikalischen Verhaltensexperimenten verwenden wir neurophysiologische Verfahren (z.B. EEG, fMRI, fNIRS und TMS) und mathematische Modellierung, um die neuronalen Grundlagen der multisensorischen Wahrnehmung zu untersuchen.

Weitere Forschungsschwerpunkte:

  • Neuronale Grundlagen der Verarbeitung von Belohnungen
  • Neuronale Repräsentation von Emotionen
  • Wirkmechanismen des Effekts von sportlicher Aktivität auf Rumination

 

Projekte - laufend

DFG: Olfaktorisch-visuelle kausale Inferenz in der Wahrnehmung und im Gehirn (OLVICI)

Menschen integrieren sensorische Reize der physikalischen (z. B. Sehen, Hören, Tasten) und chemischen Sinne (z. B. Riechen, Schmecken) zu einer kohärenten multisensorischen Wahrnehmung ihrer Umwelt und bewerten diese. Zum Beispiel nehmen wir Lebensmittel anhand ihres Aussehens und ihres Geruchs wahr und bewerten, ob wir ein Lebensmittel mögen oder nicht. Allerdings sollte unser Gehirn nur multisensorische Reize integrieren und bewerten, die auf eine gemeinsame Ursache zurückzuführen sind: Beim Sehen und Riechen von Lebensmitteln muss das Gehirn also erstmal erschließen, ob Aussehen und Geruch tatsächlich von einem einzigen Lebensmittel verursacht wurden, und nicht von unterschiedlichen Lebensmitteln oder sonstigen Geruchsquellen. Dieses Projekt untersucht mit psychophysikalischen, psychophysiologischen und EEG Methoden, wie Menschen die Ursachen von olfaktorisch-visuellen Reizen von Lebensmitteln erschließen, die Reize integrieren oder segregieren und schließlich deren multisensorische Annehmlichkeit bewerten. Die Ergebnisse werden unser Verständnis, wie das Gehirn die multisensorische Wahrnehmung von Lebensmitteln formt, bewertet und ausdrückt, erheblich erweitern.

Laufzeit: 2023-2026

DFG: Das Zusammenspiel von multisensorischer kausaler Inferenz und Aufmerksamkeit in der audiovisuellen Wahrnehmung (MultiAttend)

In unserer alltäglichen Umwelt verknüpft unser Gehirn ständig eine Vielzahl von multisensorischen Reizen zu einer kohärenten multisensorischen Wahrnehmung der Umwelt. Beispielsweise nehmen wir korrekt wahr, welche Stimmen zu welchen Gesichtern auf einer Party gehören. Um die Reize korrekt zu verbinden, sollten natürlich nur Reize von einer Ursache (wie z.B. eine Sprecherin) verbunden werden. Allerdings verfügt das Gehirn nur über begrenzte Verarbeitungs- und Aufmerksamkeitskapazitäten, um die multisensorischen Reize zu verarbeiten und auf relevante Reize (z.B. die Gesprächspartnerin) zu fokussieren. Das Gehirn muss also zwei Herausforderungen lösen: Erstens muss es die kausale Struktur der multisensorischen Reize erschließen, um sie im Falle einer gemeinsamen Ursache zu integrieren oder sie im Falle unabhängiger Ursachen zu segregieren. Zweitens muss das Gehirn selektive Aufmerksamkeit einsetzen, um im Wettbewerb der multisensorischen Reize die begrenzten Aufmerksamkeitsressourcen auf relevante Reize zu lenken. Das aktuelle DFG Projekt MultiAttend untersucht daher das Zusammenspiel von multisensorischer kausaler Inferenz und Aufmerksamkeit in der audiovisuellen Wahrnehmung mittels Methoden der Psychophysik, Elektroenzephalographie (EEG) und kognitiven Modellierung.

Laufzeit: 2023-2026

Der Einfluss von sportlicher Aktivität auf Rumination

Wiederholte und andauernde Rumination (Grübeln) ist ein wesentliches Symptom depressiver Erkrankungen, zugleich zeigt sportliche Aktivität positive Effekte auf depressive Symptomatik. Das Projekt untersucht in Kooperation mit der Universität Tübingen, ob der positive Effekt der sportlichen Aktivität durch eine Reduktion der Rumination vermittelt wird. Dazu wird in einer fNIRS-EGG Studie mit depressiven Personen ein Dekoder entwickelt, der aus neurophysiologischen Aktivitätsmustern Ruminationszustände erkennt, so dass eine Abnahme der Rumination während sportlicher Aktivität online aus neurophysiologischen Daten nachgewiesen werden kann.

Projekte - abgeschlossen

DFG: Multisensorische kausale Inferenz in kortikalen Hierarchien und ihre Veränderung bei Schizophrenie

Menschen integrieren Reize verschiedener Sinnessysteme zu einer kohärenten und zuverlässigen Repräsentation der Umwelt. Das menschliche Gehirn integriert die Reize, gewichtet nach ihrer sensorischen Reliabilität, allerdings nur, wenn eine kleine räumliche und zeitliche Diskrepanz der Reize eine gemeinsame Ursache der Reize nahelegt. Wenn große Diskrepanzen unabhängige Ursachen der Reize andeuten, segregiert das Gehirn die Reize. Unsere vorhergehenden und gegenwärtigen Arbeiten lassen vermuten, dass der dorsolaterale präfrontale Kortex (dlPFC) zunächst die kausale Struktur der Reize anhand ihrer Diskrepanz ermittelt, und anschließend der anteriore intraparietale Sulcus (aIPS) die Reize im Falle einer gemeinsamen Signalquelle reliabilitätsgewichtet integriert. Allerdings ist dieses Modell der multisensorischen kausalen Inferenz in kortikalen Hierarchien bisher wenig überprüft. Darüber hinaus könnte eine Schizophrenie-Erkrankung multisensorische kausale Inferenz verändern, was zum Beispiel zu Halluzination führen könnte. In dem Projekt untersuchen wir, wo, wann und wie die kortikalen Hierarchien eine kausale Entscheidung treffen und audiovisuelle Reize integrieren oder segregieren. In EEG und fMRI Studien untersuchen wir an gesunden Probanden und Schizophreniepatienten, welche Rolle der dlPFC bei kausalen Entscheidungen und der aIPS bei der Integration von audiovisuellen Stimuli hat. In einer TMS Studie untersuchen wir anschließend, ob beide Regionen auch eine kausale Rolle bei kausalen Entscheidungen und Integration spielen.

ETI: Das Zusammenspiel von multisensorischer kausaler Inferenz und Aufmerksamkeit in der audiovisuellen Wahrnehmung

Psychophysikalische Untersuchung des Einflusses von Aufmerksamkeit auf explizite kausale Inferenzen in der audiovisuellen Wahrnehmung. Siehe daraus entstandenes DFG Projekt MultiAttend: DFG-Projekt „MultiAttend“

Publikationen

Tim Rohe

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